Zweite Living-History-Veranstaltung im Castrum Turglowe – Märkisches Leben zur Zeit der Askanier

 

Da unsere letztjährige Living-History-Veranstaltung so großen Anklang gefunden hat, lud Marca brandenburgensis auch dieses Jahr wieder engagierte Hochmittelalter-Darsteller für das Wochenende vom 13. bis 15.August in das märkische Museumsdorf an der Uecker.

Während des letzten Jahres haben die Mitarbeiter des Projekts ‘Castrum Turglowe‘ (vergl. Veranstaltung Torgelow 03) trotz mancher Widrigkeiten wie gestrichener Stellen etc. bemerkenswert viel bewerkstelligt, so daß in diesem Jahr bereits mehrere neu errichtete Gebäude von den Teilnehmern der Living-History-Veranstaltung belebt werden konnten.

Ein Großteil der diesjährigen Mitwirkenden waren überzeugte ‘Wiederholungstäter‘ vom letzten Jahr, aber es fanden auch weitere Aktive den für die meisten doch sehr weiten Weg in die Uckermark, mit Anfahrtswegen bis zu 1200 km. Besonders gefreut haben wir uns darüber, daß wir dieses Jahr die Mitglieder der renommierten Gruppe Historia Vivens (aus Österreich und Thüringen) in unserer Runde willkommen heißen konnten.

Die diesjährigen Mitwirkenden waren Aeramentum (Claudia Groß und Thorsten Koch), Anno 1265 (Conny, Tim und Michael), Apud angeron 1250 (Nicole und Michael Perschau), Familia ministerialis, Historia vivens 1300, Lotharinger Purgare (Tom Schönberger mit Familie) verstärkt durch Lutz Schmidt, Karen Thöle als Kanonisse, Lui der Bauer (Mike Wendl) und Alexandra Krug sowie Marca brandenburgensis AD 1260 – nicht zu vergessen den zahlreichen Hochmittelalter-Nachwuchs und die beiden Vierbeiner Clara und Ferry. Die Aktiven verteilten sich auf zwei Zeltlager und diverse hochmittelalterliche Bauten im Museumsdorf.

Am Freitagnachmittag bis in die Abendstunden erfolgte die Anreise der Aktiven, wobei sich besonders die Weitgereisten darüber freuten, daß sie die hochmittelalterlichen Häuser beziehen und dadurch sperriges Gepäck wie Zelte, Mobiliar etc. einsparen konnten. Nach einem kleinen streßbedingten Mißgeschick (in ein Dieselfahrzeug gehört kein Benzin...) einer Teilnehmerin, daß unter Einsatz fast aller anwesenden Herren jedoch schnell und glimpflich behoben werden konnte, kehrte Ruhe und Entspannung ein, und schnell fanden sich die bereits in ihren Zelten bzw. Häusern Etablierten zur geselligen Abendrunde im gemeinsamen Lager von Apud angeron, Familia ministerialis und Marca brandenburgensis am Dorfrand ein. Während wir hier fachsimpelten und gemütlich die ersten Becher miteinander leerten, trudelten dann nach und nach auch die besonders weit Angereisten ein.

Flußfahrt mit der ‘Agnes‘

 

Nach einer ruhigen, leicht verregneten Nacht begann der Samstag – geweckt von Karens erstem Stundengebet - als erster echter Veranstaltungstag mit strahlendem Wetter und einem herzhaften Frühstück: in den meisten Lagern köchelte der Getreidebrei in den Kugeltöpfen. Etwa gegen 10 Uhr 30 sammelten wir uns zur ersten gemeinsamen Aktion – die Fahrt mit dem rekonstruierten Flußschiff ‘Agnes‘ die Uecker hinauf durch das Landschaftsschutzgebiet zum Ukranenland.

Ein ‘Ukrane‘ (vorne rechts) erläutert uns die slawische Tempelanlage

Während die Teilnehmer dort vor allem die neuen Bauten im slawischen Museumsdorf einschließlich der erst kürzlich errichteten Tempelanlage erkundeten, befüllten einige Zurückgebliebene im märkischen Dorf zusammen mit der Museumstöpferin Cordula den dortigen Brennofen mit hochmittelalterlichen Keramiknachbildungen aus der Region, und Thorsten bereitete alles für die Teerschwelerei vor. Nach einer fröhlichen – weil viel weniger anstrengenden – Ruderfahrt flußabwärts und einem mehr oder weniger eleganten Anlegemanöver am Steg des zukünftigen Turglower Fischerkiezes, stand der Nachmittag für Alltagsleben und vor allem Erfahrungs- und Quellenaustausch zur Verfügung, was zu unserer Freude auch reichlich genutzt wurde.

Am Abend fanden wir uns wieder zur gemeinsamen Festtafel zusammen – diesmal im inzwischen fertig gestellten ersten Geschoß des Wohnturms (eine Rekonstruktion des Lübecker Fundes). Die gesellige Runde mit einer Vielzahl interessanter hochmittelalterlicher Gerichte in diesem Saal war ein besonderes Erlebnis, zu dem vor allem Karen mit ihrem wunderbaren Gesang und Harfenspiel beigetragen hat.

Nach einem langen Abend und einer etwas kurzen Nacht weckte uns Karens Stundengebet zum Sonntag, der wieder als Publikumstag eingeplant war. Ab 10 Uhr öffnete das Dorf seine Pforten, und die Aktiven führten während des gesamten Tages diverse Handwerke und alltägliche Verrichtungen vor. Neu war in diesem Jahr, daß Andi die Schmiede für Vorführungen nutzte, Anno 1265 einen Grubenbrand durchführte und der Beinschnitzer Martin sein Handwerk demonstrierte. Daneben wurde wie letztes Jahr Seilerei, Holzhandwerk, Schusterei, Teerschwelen, Textilhandwerk und Kochen vorgeführt. Die Handwerkerdarstellungen überzeugten in diesem Jahr besonders dadurch, daß sie zum großen Teil in bzw. vor den entsprechenden Häusern in Szene gesetzt werden konnten. Neben diesen friedlichen Alltagsverrichtungen wurde natürlich auch die Rüst- und Waffentechnik demonstriert – diesmal insbesondere durch einen Beschußtest auf vernietetes Kettengeflecht und Gambeson mittels der rekonstruierten Armbrust von Andi Bichler, sowie den Einsatz der von Ilja neu gebauten Stabschleuder.

Auch diesmal waren die Besucher besonders davon begeistert, daß ihnen hochmittelalterliche Alltagskultur kompetent und anschaulich demonstriert wurde, und Fragen mit viel Zeit und Enthusiasmus beantwortet wurden.

Während eine Vielzahl der Aktiven – einschließlich der Veranstalter - leider am Sonntagabend schon abreisen mußten, fanden sich die Bleibenden wieder zu einer gemeinsamen Tafel zusammen: diesmal im hinteren Zeltlager, wobei Anno 1265 für alle ein Lamm am Spieß in Honigkruste zubereitete. Am Montagmorgen sollte dann sowohl Brennofen und Brenngrube als auch die Teerschwele geöffnet werden – wir warten noch gespannt auf das Ergebnis, das wir hier dann natürlich auch präsentieren wollen.

Alles in Allem war es wieder eine gelungene, informative und harmonische Veranstaltung auf sehr hohem Niveau, für die wir allen Mitwirkenden – sowohl unseren Gästen als auch den engagierten Mitarbeitern vom Castrum Turglowe – ganz herzlich danken wollen. Wir sehen uns hoffentlich im nächsten Jahr!

Impressionen der Veranstaltung finden sich wie gewohnt auf den folgenden Seiten:

Sonnabend
Sonntag

Ruth

Marca brandenburgensis AD 1260

 

 

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