Die Beginenbewegung -

Frauenversorgungswerk, Minnemystik und Ketzerverfolgung

 

von Ruth M. Hirschberg, 2002

überarbeitet: Oktober 2009

 

Die Beginen dienen auch heute noch häufig als Vorbild und “Namenspatron“ für moderne soziale Projekte, die Frauen ein gemeinsames Wohnen und Arbeiten ermöglichen. Die Beginenbewegung, die im Hochmittelalter als eine Art religiöser Frauenbund und Frauenversorgungswerk entstanden ist, wird als wichtiger Schritt in der Geschichte der Frauenbewegung betrachtet. Unter den Beginen finden sich einige der bedeutendsten Mystikerinnen des Mittelalters, andererseits wurde diese Bewegung auch massiv von seiten der Kirche verfolgt. Die Geschichte dieser semi-religiösen Lebensgemeinschaft ist überaus abwechslungsreich und spannend. Spuren des Alltagslebens der Beginen können in vielen deutschen, belgischen und niederländischen Städten besichtigt werden. Als Beispiele, die die Autorin selbst besucht hat, werden der große Beginenhof in Amsterdam sowie - stellvertretend für die Bedeutung der Beginenbewegung in der Geschichte der Mark Brandenburg - das Beginenhospital in Havelberg (Altmark) besonders beleuchtet.

 

Ursprung der Beginen-Gemeinschaften


Die Reform des Ehestandes und Durchsetzung des Zölibates für Priester führte im 12. Jahrhundert zu einem Gesellschaftswandel und zu “Versorgungslücken“ alleinstehender Frauen. In dieser Zeit wählten vor allem adelige Damen, wohlhabendere Frauen und Witwen verstärkt das sichere Leben im Kloster. Dadurch kam es zu einer so starken “Nachfrage“ nach Frauenklöstern, daß im Jahre 1215 sogar ein Verbot erlassen wurde, neue Orden zu gründen, die vielleicht mehr Frauen hätten aufnehmen können. Ein Ausweg aus dieser Lage ergab sich für die Frauen dadurch, daß sie erklärten, freiwillig arm und keusch zu leben, sei es bei ihrer Familie oder – häufiger – in klosterähnlich organisierten Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften wurden dann später mit dem Sammelnamen “Beginen“ bedacht – es gab also für diesen Orden keine(n) Gründer(in) und demzufolge auch keine gemeinsame Regel. Für die Herkunft des Namens gibt es unterschiedliche Erklärungsversuche – so soll er von den Albigensern bzw. auch von dem Lütticher Priester Lambert de Beghe, der Ende des 12. Jahrhunderts mit einer unter seiner geistlichen Leitung stehenden Gemeinschaft von Frauen zusammen lebte, stammen. Einige Autoren leiten den Namen “Begine“ auch von der graubraunen (= beigen) Farbe ihrer Tracht ab, vom alt-flämischen Wort “beghen“ (= beten) bzw. von der Hl. Bega, Patronin von Nivelle, wo unsicheren Quellen zufolge das erste Beginenhaus bereits 961 gegründet worden sein soll. Das männliche Pendant zu den Beginen waren die Begarden, meist Weber, die ebenfalls Konvente gründeten oder als Wanderprediger durch die Lande zogen. Zahlenmäßig fielen sie jedoch gegenüber den Beginen kaum ins Gewicht.
Der Sammelname Beginen umfaßt sehr unterschiedliche Gruppen von Frauen, und die einzelnen Konvente hatten sehr unterschiedliche Zielsetzungen. Zusätzlich muß man noch zwischen seßhaften (oft gleichgesetzt mit rechtgläubigen) und schweifenden (meist ketzerischen) Beginen unterscheiden.

 

Seßhafte Beginen


Die frühe Beginenbewegung in Flandern bzw. Belgien ging von Angehörigen des Adels und des bürgerlichen Mittelstandes aus – die Ordensfrauen waren seßhaft und widmeten ihr Leben vor allem der Kontemplation, dem Gebet und den geistlichen Übungen. Auch wenn sich diese Beginen später teilweise durch Handarbeit finanzierten, gehörte zum Leben in beschaulicher Muße doch eine finanziell gesicherte Existenz, die durch das eingebrachte Vermögen der eintretenden wohlhabenden Frauen ermöglicht wurde.
Im Jahre 1207 gab es bereits ein Beginenhaus in Ghent, 1245 in Brüssel, 1234 in Luvain, 1244 in Brügge und gegen Ende des 13. Jahrhunderts gab es kaum eine niederländische Kommune ohne Beginenhaus, während es in den größeren Städten sogar oft mehrere Häuser gab. Auch in den sehr schnell längs der großen Handelsstraßen entstehenden Konventen lebten zunächst keine armen Frauen. Die meisten deutschen Beginen arbeiteten allerdings, vor allem im Textilhandwerk, aber auch als Lehrerinnen, als Krankenpflegerinnen oder später als Klageweiber und Leichenwäscherinnen. Meist unterrichteten die Beginen nur Mädchenklassen, für Mainz, Köln und Lübeck ist jedoch belegt, daß sie beide Geschlechter erzogen. Als Ausnahme von den überwiegend arbeitenden Beginen innerhalb Deutschlands gilt Bremen, wo die Beginen von den Einkünften ihres großen Landbesitzes leben konnten. Die Beginenbewegung breitete sich in Deutschland sehr rasch aus, 1223 gab es in Köln bereits 22 Beginenhöfe mit 2000 Beginen, 1351 in Straßburg 60 Häuser mit 1200 Beginen. Im 13. Jahrhundert waren die Beginenkonvente Zusammenschlüsse von Frauen, die auch in den bürgerlichen Konventen einen – vielleicht bescheidenen – Besitz einbringen mußten und von ihrer Hände Arbeit lebten.

 

Beginen beim Spinnen. Holzschnitt, 15. Jh.


Das Beginentum entwickelte sich über vier verschiedene Phasen. Anfangs lebten die ersten Beginen einzeln als conversae (Bekehrte) in Klausen oder in ihrem eigenen Zuhause bzw. dem Haus ihrer Eltern. Diese frühen Beginen gingen keine Gelübde ein und verschrieben sich weder der Armut noch legten sie ihren Beruf ab. Mit dem Beginn des 13. Jahrhunderts begannen die Frauen, sich in Konventen zusammen zu schließen und sich unter den Einfluß von Klerikern zu stellen (meist Zisterzisienser und Dominikaner). Die dritte Stufe des Beginentums begann mit der Errichtung (oder dem Erwerb) von Hospizen, um die herum sich die Frauen ansiedelten. Hier kümmerte man sich um die älteren und kranken Mitschwestern, und nach und nach wurde die Pflege alter, kranker oder mittelloser Frauen zur offiziellen Aufgabe der Beginen (beguinae clausae). Als letzte Phase kann man dann das Entstehen der sogannten Beginenhöfe ansehen, die sich im späten 13. Jahrhundert entwickelten. Gegen Ende des Mittelalters wurden einzelne Beginengemeinschaften straffer organisiert und Hospitälern als Pflegepersonal zugeordnet; beim Auftreten großer Seuchenzüge wie der großen Pestwelle des 14. Jahrhunderts wurden sie in manchen Städten vom jeweiligen Rat sogar dazu gezwungen, sich der Krankenpflege zu widmen.

Im Beginenkonvent. Holzschnitt, 15. Jh.

 

Allen Lebensformen der Beginen war gemeinsam, daß sie sich zu persönlicher Armut und Keuschheit verpflichteten, solange sie als Begine lebten. Im Gegensatz zu anderen Ordensfrauen legten sie aber keine lebenslangen Gelübde ab. Sie konnten die Konvente wieder verlassen und das eingebrachte Kapital bis auf das bis zu diesem Zeitpunkt verbrauchte Geld mitnehmen. Im Unterschied dazu lebte das männliche Pendant, die Begarden, zwar nach den gleichen Regeln wie die Beginen, sie hatten jedoch kein persönliches Eigentum, sondern brachten alle Einkünfte in einen gemeinsamen Fond ein, von dem alle Mitglieder der Gemeinschaft lebten. Die Begarden rekrutierten sich meist aus den unteren sozialen Schichten, häufig Weber, Färber, etc. und in einigen Städten konnten nur Angehörige der Weber-Zunft in diese Gemeinschaft aufgenommen werden.

In der zweiten Hälfte des 13. und im 14. Jahrhundert gab es vor allem in den großen Städten eine Reihe von Beginenhäusern, die auf Stiftungen wohlhabender Bürger/innen beruhten und armen Frauen die Möglichkeit boten, dort zu leben und zu arbeiten. So wurden die Beginenhäuser zu Versorgungseinrichtungen für mittellose Frauen. Häufig waren die Stifterinnen wohlhabende Witwen. Die Zahl der Insassinnen wurde zumeist von den Stifterinnen festgesetzt und bewegte sich zwischen zwei und 26. In Frankfurt/Main wurden zwischen 1250 und 1350 57 Beginenhäuser gestiftet – das entsprach drei Prozent der Häuser der Stadt. Alle Beginenhäuser hatten ähnliche Statuten: Es gab ein Stiftungsvermögen, von dessen Zinsen die Frauen lebten. Brauchten sie zusätzliches Geld, mußten sie es selbst verdienen. Neben den typischen Hofanlagen der großen Beginenkonvente, die rund um eine kleine Kirche angelegt wurden (vorwiegend in den Niederlanden und Belgien), wurden auch Straßenbeginenhöfe konzipiert. In Deutschland gab es sehr viele kleine, verstreute Beginenkonvente. Die Insassinnen wählten eine Meisterin bzw. Grande Dame (meist für ein Jahr), die sie auch wieder absetzen konnten, und sie entschieden über die Nachfolgerinnen Verstorbener oder Ausgezogener und über den Ausschluß von solchen Frauen, die sich nicht an die Regel des Konventes hielten. Die Struktur der Konvente war also wesentlich demokratischer als in den “regulären“ Orden, wo die Äbtissin mit wesentlich mehr Befugnissen ausgestattet war.

Beginenhof in Amsterdam

 

Die im Textilgewerbe tätigen Beginen stellten für die Zünfte eine unliebsame Konkurrenz dar, allerdings wurden sie auch als Schwarzarbeiterinnen und damit als Lohndrückerinnen von einzelnen Meistern benutzt. Nicht selten wurde vom Rat einer Stadt festgesetzt, wieviele Webstühle in einem Beginenhaus aufgestellt werden durften, wie breit ihre Webereien sein durften oder daß sie nur zur Deckung des eigenen Bedarfes und nicht zum Verkauf weben durften. Lehrende Beginen wurden von der männlichen Lehrern als Konkurrenz empfunden und häufig angezeigt, woraufhin den Frauen die Lehrtätigkeit oft eingeschränkt oder verboten wurde.

Die seßhaften Beginen waren also einigermaßen bemittelt, mußten jedoch fähig sein, sich auch selbst etwas durch eigene Arbeit zu verdienen. Sie strebten nach ökonomischer Selbständigkeit und lebten in selbstgewählter Armut, im 14. Jahrhundert auch als ungewollt Arme, jedoch nicht als Bettlerinnen.

 

Schweifende Beginen


Die soziale Lage der vielen verarmten Frauen zu lösen, war jedoch selbst bei der relativ hohen Zahl von Stiftungen nicht möglich. Viele Frauen waren aufs Betteln und/oder die Prostitution angewiesen. Diese Frauen stammten zum größten Teil aus den bäuerlichen und Tagelöhner-Schichten. Viele Frauen zogen deshalb als “fahrendes Volk“ zusammen mit Männern durch das Land, begleiteten als Troß Kriegsheere oder ließen sich in Scharen als Prostituierte in Städten nieder, in denen größere Konzile oder Reichstage stattfanden.
Ein gewisser Schutz fahrender Frauen bestand darin, sich religiösen Gruppen anzuschließen. Diese bezeichnete man als fluktuierende oder schweifende Beginen. Sie erhielten sich vorwiegend vom Betteln, nach dem Motto “Brot durch Gott“. Neben dem Betteln sollen sie auch von Diebstahl und Prostitution gelebt haben. An den schweifenden Beginen wurde nicht nur die Form des Bettels “Brot durch Gott“ kritisiert (nach damaliger Meinung sollten sie arbeiten oder betteln wie andere Christenmenschen), sondern sie wurden vor allem der Ketzerei verdächtigt. Allerdings gab es auch eine Reihe alleinlebender oder in Konventen lebender Beginen, die sich gegen den Vorwurf der Ketzerei verteidigen mußten (beispielsweise Mechthild von Magdeburg und Margarete von Porete, s.u.), aber die stärkere Kritik und Verfolgung richtete sich gegen die schweifenden Gruppen.

 

Beginenverfolgung


Die Beginenbewegung war insgesamt sehr viel schwerer zu kontrollieren als die hierarchisch gegliederten regulären Orden. Zwar wurde auch hier eine Kontrolle durch Begrenzung der Insassinnenzahlen und durch Anschluß als sogenannte Tertiarinnen an Dominikaner- oder Clarissenklöster versucht, und auch in Beginenkonventen gab es Beichtväter, die gefährliche Tendenzen frühzeitig erkennen und eindämmen sollten. Daß Frauen jedoch auch einzeln bzw. in Klausen als Beginen lebten, wurde von der Geistlichkeit nicht gerne gesehen. Die Konzile von Fritzlar (1259) und Mainz (1261) verdächtigten genau jene Frauen der Instabilität, die Keuschheit gelobten und das Gewand der Beginen anzogen, ohne in einem Konvent zu leben. Den Beginen wurden deshalb verschiedenste Restriktionen auferlegt, unter anderem wurde das Eintrittsalter auf 40 Jahre begrenzt, damit sie nicht Anlaß zu Skandalen gaben, und in den Konventen durften Kleriker oder Mönche nur unter Zeugen mit den Frauen sprechen.

Die umherschweifenden Beginen waren allerdings kaum zu kontrollieren – schon deshalb, weil sie nicht-seßhaft waren, und später dann, weil sie die Sakramente ablehnten und sich damit dem Einfluß der Beichtväter entzogen. Nachdem Beginen- und Begarden-Niederlassungen mit der Bulle Gloria virginalis 1233 erlaubt worden waren und sich ungestört ca. 100 Jahre lang entwickeln konnten, wurden die schweifenden Gruppen schon sehr bald gemaßregelt. Provinzialkonzile und Inquisitionsgerichte beschäftigten sich mit den schweifenden Beginen. Mit dem 14. Jahrhundert begannen die Verfolgungen allgemeiner zu werden. Zu diesem Zeitpunkt gab es neben den seßhaften schon so viele schweifende Beginen, daß ihre Existenz und Theologie bedrohlich auf die offizielle Kirche wirken mußten. Ein besonderer Dorn im Auge der Kirche war, daß die Beginen in ihrer Muttersprache, also nicht in der lingua ecclesiae (Kirchensprache, also Latein), schrieben und predigten. Im Jahre 1310 wurde Margarete von Porete (s.u.) in Paris verbrannt, nachdem ein Ketzerprozeß gegen sie geführt und sie der Häresie überführt worden war. 1311 beschäftigte sich das Konzil von Vienne mit den Beginen, 1317 wurden die Beschlüsse gegen sie veröffentlicht. Viele Beginengemeinschaften versuchten, mit der Annahme der Tertiarinnen- (Drittordens-) Regel den Verfolgungen zu entgehen. Auch die Städte schützten ihre Beginenhäuser, häufig, indem sie sie pro forma als städtisches Eigentum übernahmen. In einer neuen Bulle unterschied Papst Johannes zwischen rechtgläubigen und häretischen Beginen einerseits und zwischen den den Bettelorden angeschlossenen Tertiarierinnen und den säkularen Beginen andererseits. Nur die häretischen Beginen wurden verfolgt, deren Ketzerei durch Inquisitionsgerichte festgestellt wurde. In den Jahren 1366-78 wurden alle Beginen wieder in großem Stile verfolgt und exkommuniziert, ihr Besitz wurde beschlagnahmt, verkauft oder in Inquisitionsgefängnisse umgewandelt, und auch Kaiser Karl forderte 1367 durch ein Mandat geistliche und weltliche Herren sowie die Städte auf, die Inquisition zu unterstützen. Gleichzeitig fand eine Reihe von Handwerkeraufständen statt, die sich gegen die Arbeitsmöglichkeiten von Frauen wehrten. Der durch Papst Urban V für Deutschland bestellte Inquisitor hat allein in Erfurt zwischen 1367 und 1369 400 Beginen verurteilt (200 wurden verbrannt und 200 mußten Bußkreuze tragen). Nach erneuten Vorstößen der Städte, doch Unterschiede zwischen den verschiedenen Beginengemeinschaften zu machen, begann eine dritte allgemeine Verfolgungswelle um 1400. Ende des 15. Jahrhunderts erschien der Hexenhammer, danach dürften viele Beginen als Hexen verbrannt worden sein.

Die noch verbliebenen Beginenhäuser wurden in Deutschland im Zuge der Reformation aufgelöst, während in Holland und Belgien einige Konvente bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind.

Altarbild, Kirche Beginenhof Amsterdam: Tätigkeiten der Beginen

 

Wichtige Beginen-Mystikerinnen


Die Beginen waren Mystikerinnen und glühende Verehrerinnen der Eucharistie, so geht beispielsweise das Fronleichnamsfest auf die Anregung einer Begine – Juliana von Liège - zurück. Beatrice von Nazareth verzehrte sich so stark nach der Eucharistie, daß sie blutete und einen Kollaps erlitt. Marie von Oignies erlitt eine Stigmatisierung schon 12 Jahre vor Franz von Assisi. Christine von Stommeln erwarb sich durch Stigmata, Visionen, Trancen und extreme Askese einen großen Kreis von Bewunderern (hauptsächlich unter den Dominikanern). Die bekanntesten Beginen sind Mechthild von Magdeburg (1212?-1282?; “Das fließende Licht der Gottheit“), Beatrice von Nazareth (1200?-1268), Hadewich von Brabant und Margarete von Porete (geb. vermutlich um 1250-1260, gest. 1310; “Der Spiegel der einfachen Seele“). Sie gehören zu den großen Mystikerinnen dieser Zeit und entwickelten im besonderen die sogenannte Minnemystik – eine Fusion zisterziensischer Lehren mit höfischer Minne. Sie schrieben in ihren Muttersprachen – also Mittelniederdeutsch, Mittelniederländisch bzw. Altfranzösisch – und machten ihre Schriften so einem weiteren Publikum zugänglich. Ihre Schriften werden heute als literarische Meisterwerke angesehen.

 

"Spurensuche" zur Geschichte der Beginen


In vielen Städten sind Beginenhäuser oder –Höfe bis in die heutige Zeit erhalten und können wenigstens von außen besichtigt werden, oft weisen aber nur noch Straßen- oder Gebäudenamen auf die ehemalige Existenz solcher Konvente hin.

Ein wenig eigene Recherche in der jeweiligen Heimatgegend ist in dieser Hinsicht durchaus lohnend. Aus der Altmark ist beispielsweise die Kapelle St. Spiritus in Havelberg erhalten. Das Gebäude stammt aus dem Ende des 14. Jahrhunderts und diente über mehrere Jahrhundetre als Gotteshaus des Beginenhospitals und wurde später als Wohnhaus umgebaut.

Die restaurierte Kapelle St. Spriritus des Beginenhospital in Havelberg (Altmark)

Besonders alte, gut erhaltene deutsche Beginenhäuser finden sich z. B. in Lübeck und Stuttgart: Der Kranenkonvent in der Kleinen Burgstraße in Lübeck, ein Backsteinhaus, wurde um 1260 als Beginenhaus gebaut und dient heute als Sozialberatungsstelle der Hansestadt. Eine Sehenswürdigkeit stellt auch das Klösterle in der Marktstraße in Stuttgart-Bad Cannstatt dar, das 1463 als Beginenhaus mit integrierter gotischer Kapelle erbaut und 1983 restauriert wurde.


Gut erhaltene größere Beginenkonvente lassen sich vor allem in Belgien und den Niederlanden bewundern. Viele der flämischen Beginenhöfe sind inzwischen in de Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen worden, so z. B. die Höfe in Brügge, Gent und Kortrijk.


Museen zur Alltagsgeschichte der Beginen finden sich in Ghent (Museum of the Large Beguinage, Groot Begijnhof 67, B-9040 Gent, St-Amandsberg) und Anderlecht/Brüssel (Eglise Sts-Pierre-et-Guidon: Musèe du Béguinage, Rue du Chapelain 8, 1070 Brüssel).

Foto zum Alltagsleben der Beginen: Refektorium. Museum Gent-Anderlecht


Ein Besuch des gut erhaltenen großen Beginenhofs in Amsterdam ist ebenfalls zu empfehlen (Gedempte Begijnensloot, Amsterdam). Obwohl ein Großteil der alten strohgedeckten Häuser dieser Anlage schweren Bränden im 15. Jh. zum Opfer fielen, ist doch gleich am Eingang als ältestes erhaltenes Wohnhaus Amsterdams ein Gebäude aus dem Jahre 1470 erhalten (Houtenhus, Nr. 34); die restlichen Häuser der gut erhaltenen bzw. restaurierten Anlage mit über 40 Wohnhöfen und zwei Kirchen stammen überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Frühlings-Impressionen vom Beginenhofs in Amsterdam

 

Die Grundform dieses Artikels wurde bereits veröffentlicht in: Karfunkel - Zeitschrift für erlebbare Geschichte, 2003: 45, S. 109-112.

 

Bildnachweise:

Alle Farbotos stammen aus dem Privatbesistz von Ruth Maria Hirschberg und Joachim Meinicke und sind urheberrechtlich geschützt.

Abbildungen Holzschnitte, 15. Jh: modifiziert nach http://fgwrt.privat.t-online.de/beginen.jpg und http://www.mynetcologne.de/~nc-frankeir/beginen.gif

Historisches Foto Beginenrefektorium: modifiziert nach: http://cns-web.bu.edu/~satra/kaatvds/images/stamands9.jpg


Quellen, weiterführende Literatur und empfehlenswerte Links zum Thema:

 

 

 

 

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